Impressionen
vom Internationalen Teleskoptreffen in der Lüneburger Heide (IHT)
2002
Bei sonnigem Wetter und
guter Laune starteten wir am Freitagmittag zum Teleskoptreffen in die Lüneburger
Heide. Kurz nach Aufbau unserer Unterkunft wurde die Sonne ausgiebig beobachtet.
Nach dem abendlichen Grillen war bis zum Einbruch der Dunkelheit Zeit zur
Begutachtung der Geräte. 24, 14, 11, 10, und etliche 8 und 6 Zoll-Teleskope
säumten den Rand der Heide. Für mich war ein 80 Jahre alter 130/1110
Zeiss-Refraktor sehr interessant.
Gegen 23 Uhr ging es dann richtig
los. Der Cirrusnebel mit OIII-Filter im 24-Zöller war sehr beeindruckend.
S-förmig zieht er sich durch die Milchstraße mit für mich
nie gesehenen vielfältigen Details. Dazwischen ein gleißend heller
Stern (8.7m). M13
zeigt viele Einzelsterne bis ins Zentrum, vor einem nebligen Hintergrund.
Durch die hellen Randsterne verliert der Kugelsternhaufen seine sonst rundliche
Form. Die Nachbargalaxie NGC 6207 (12,1m) fällt als strukturloses nebliges Fleckchen sofort auf.
Die nadelähnliche Galaxie NGC 5907 (10m) schwebt im 20mm Nagler-Okular förmlich im Raum. M27 verliert
durch die deutlich sichtbaren nebligen Strukturen im Randbereich ein wenig
seine klassische Hantelform. Zum Zentrum zeigen sich Gebiete unterschiedlicher
Helligkeit. Einzelne Sterne sind sichtbar. Zwischendurch immer wieder zu den
14, und 11-Zöllern. M57 zeigt bei ca. 300x einen ausgefransten Außenrand.
Dann Uranus im 130er Refraktor. Das grünbläuliche Scheibchen hebt
sich deutlich von den Sternen im Umfeld ab. M1, den ich von meinen Beobachtungen
im 150er Schaer-Refraktor als schwaches nebliges Fleckchen kenne, zeigt trotz
der Horizontnähe Gebiete unterschiedlicher Helligkeit. Das Seeing wechselte
in der Nacht zwischen 2-3, die Grenzgr. betrug zeitweise 5,3m
Am nächsten Morgen
trieb uns die Wärme der Morgensonne aus dem Zelt. Das Frühstück
wurde durch die Sonnenbeobachtung unterbrochen, den der 14-Zöller war
schon mit Binoansatz und Sonnenfilterfolie bestückt. Bei voller Öffnung
und leicht dunstiger Atmosphäre war die Beobachtung der Granulation
ein Kinderspiel. Die vielfältigen, bizarren Strukturen der Fleckengruppen
waren beeindruckend. Die Filamente der Penumbra zeigten sich in aller Deutlichkeit.
Alle, im Lehrbuch genannten Details waren beobachtbar.
Nach dem Mittagessen die Gewissensfrage: Nickerchen oder Experimente mit einem Protuberanzenansatz am 90er (N15) Refraktor.
Ich entschied mich für den Protuberanzenansatz. Vor dem hellroten Hintergrund
sind an dem schwarzen Rand der Kegelblende leider keine Protuberanzen sichtbar. In dem roten Umfeld
der „schwarzen Sonne“ glaube ich die Korona zu sehen. Ich lasse mir erklären,
dass es sich dabei um eine atmosphärische Erscheinung handelt. Dennoch,
meine Wunschliste ist um eine Position reicher.
Über dem nordöstlichen Horizont ziehen schon den ganzen Tag unbekannte Flugobjekte ihre Kreise.
Trotzdem: Sonne und Venus binden das Interesse der Sternenfreunde.
Am späten Nachmittag
entschließen wir uns für die Abreise. Schnell noch eine Blick durch
den 130er Refraktor: Venus zeigt bei einem relativ guten Seeing seine Sichelgestalt.
Der Terminator ist gleichmäßig geformt. Im Äquatorbereich
ist die Atmosphäre etwas dunkler.
Es war ein schönes Wochenende in angenehmer Umgebung mit vielen netten Leuten. Ich bedanke mich
bei den Kollegen, die mir die Gelegenheit gegeben haben, an Ihren Teleskopen
zu beobachten. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr.
IHT 2005
Auch in diesem Jahr waren wieder einige bekannte Gesichter da. Beim Eintreffen gab es schon herzliche Begrüßungen und ich bezog unverzüglich meinen "Stammplatz" in der OWL-Ecke. Das Zelt und Teleskop waren schnell aufgestellt. Einige aus unserer Gruppe waren schon am Vortag angereist und hielten ein Kaffee bereit.
Mein Augenmerk galt einigen Refraktoren. Michael zeigte uns seinen neu erworbenen 150/2250mm Fagott-Refraktor mit Lichtenkneckeroptik. [1] Ein traumhaftes Teleskop! Für mich eine willkommenden Gelegenheit des Vergleichens. Macht sich der eine Spiegel mehr in meinem Schaer-Refraktor [4] bemerkbar. Er macht - der Fagott war in Nuancen besser! Bei den Beugungsscheiben gab es keinen erkennbaren Unterschied. Beim genauen Hinsehen aber waren Nebel besser!
Marc sein Refraktor mit der D&G FH 125/2500mm Optik [2] wurde immer wieder umringt von neugierigen Blicken.
Die dänische Firma Track The Stars ApS aus Stenloese stellte eine neue, sehr interessante GoTo-Montierung [4] vor.
Mit ihr haben wir, justiert nur an der Sonne, am Nachmittag die Planeten Merkur, Venus, Jupiter und einzelne Sterne wie z. B. Arktur am Taghimmel beobachtet.
Die untere Bildreihe zeigt einige Impressionen des Treffens. Insbesondere die Morgendämmerung ist in der Heide immer wieder imposant.
Im Optischen Museum
in Jena
Das
Museum zeigt die Entwicklung optischer Instrumente in eindrucksvoller Weise.
Insbesondere der Bereich mit den Teleskopen hat mich sehr interessiert. Die
in den Vitrinen gezeigten ersten Linsenfernrohre (Spektive) verdeutlichen
die Vielfalt der Entwicklungen. Auffällig sind die eingesetzten Materialien,
aus den die
Fernrohre gebaut wurden. Leder und Holz waren viel verwendete Stoffe. Sehr
gut wird die Problematik der chromatischen Aberration klar, deren Vermeidung
in dem Bau der enorm langen Luftfernrohre
mündete. Im 17.Jahrhundert begann die Dominanz der Spiegelteleskope,
deren farbfehlerfreie Abbildung und die geringe Baulänge von unschätzbarem
Wert waren. Hier beeindruckt dann schon bald die handwerkliche Fertigkeit
und erreichte Präzision.
Die Leistung Josef Fraunhofers führte dann
Anfang des 19. Jahrhunderts wieder zur Herstellung größerer Refraktoren.
Ernst Abbe setzt diese Kunst in dem jungen Unternehmen von Carl Zeiss fort.
Und so zeigt die Ausstellung in dem Museum verschiedene Refraktoren aus dem
frühen 20. Jahrhundert. In der Abbildung links ist ein Münzfernrohr
zu sehen, in Bildmitte oben eine Refraktor aus den Werkstatten Repsohl, Hamburg
und Steinheil, München aus dem Jahr 1860. Der Tubus besteht aus einer
Holzröhre. Die beiden weißen Teleskope haben eine Öffnung
von 80 mm. Hinter dem Münzfernrohr verbirgt sich eine parallaktische
Montierung mit einem Uhrwerkantrieb. Seitlich an der Montierung befindet
sich der große Schlüssel zum Aufziehen des Antriebs.
Im Untergeschoss wird eine Optische Werkstatt aus den Anfängen der Firma Carl Zeiss gezeigt. Bei Kerzenlicht wurden Linsen geschliffen und optische Bauteile hergestellt. Es ist kaum zu glauben, dass das mit den Mittel möglich war!!
Sehr empfehlenswert ist auch die Sonderausstellung zu Planetarien und deren Komponenten im Obergeschoss. Dort wird alles gezeigt, was die Entwicklung des Planetariums beeinflusst hat.
Insgesamt ein sehr lohnenswerter Besuch.
Die Web-Adresse des Museums hier
|