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Unterwegs

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Meine Astroreise nach Namibia

Im März 2019 erreichte uns eine E-mail aus unserer lokalen Mailingliste. Ein Amateurastronom aus Bielefeld suche Hilfe beim Aufbau einer Astrofarm in Namibia. Ich schickte die Mail mit einem zwinkernden Auge an einen Freund weiter, der seit kurzem Pensionär war. Er war sofort interessiert, zumal Namibia schon lange auf unserer Exkursionsliste stand. Wir beide hatten Lust auf diese Aufgabe. Nach der Durchsicht meines Terminkalenders und einen Blick auf die Mondphasen war der Entschluss schnell gefasst. Die Wetterkarte zeigte häufig gute Bedingungen und der abnehmende Mond dominierte den Morgenhimmel. Beste Voraussetzungen für die Beobachtung des südlichen Sternenhimmels.
Nach einem Nachtflug mit Air Namibia wurden wir von Faried Abu-Salih, dem Gründer und Projektleiter von DeepSkySafaris, am Flughafen in Windhoek abgeholt und gemeinsam fuhren wir über eine Schotterpiste 180 km nach Südwesten. Unser Ziel war die Rooisand Desert Ranch, eine Gästefarm, am Fuße des Gamsberg direkt an der C26 auf ca. 1.200 m Höhe. Hier hat die junge Firma DeepSkySafaris ihre erste Heimat gefunden. Wir wurden von der Farmerfamilie und ihrem Manager herzlich empfangen. In einem kleinen Chalet, ca. 2,5 km oberhalb der Gästefarm gelegen, bezogen wir unser Quartier. Das Chalet ist mit zwei Schlafräumen und 2 Bäder für 4 Personen ausgelegt und bestens ausgestattet. Draußen befinden sich zwei Betonplattformen und das Gelände wird von einem Elektrozaum gesichert. Was wollten wir mehr!
Nach einer kurzen Pause und einem kleinen Rundgang auf der Farm, verloren wir keine Zeit und begannen mit dem Auspacken der Geräte, die am Tag zuvor von einem Spediteur angeliefert worden waren: 950 kg Astro-Material auf drei Europaletten! Wir hatten uns bereits Teleskope ausgesucht, die wir in der Nacht "testen" wollten.
Bei 30°C im Schatten packten wir aus, sortierten, verschraubten und kollimierten in den nächsten Tagen Teleskope und Montierungen bester Qualität. Unterstützung bekamen wir immer wieder von dem Farmer und dessen Verwalter.



Die Farm, auf der wir die Teleskope montiert haben. Hier wurde auch die Mahlzeiten serviert.
  
Die Teleskope waren in Einzelteile angeliefert und mussen jetzt zusammengebaut werden.
  
Montage des 16-Zoll Spiegels für den Dobson.
         

Auf den Beobachtungsplattformen wurden stabile Säulen montiert.
 
Die Terasse am Chalet ist sehr luftig, mit eine fantastischen Blick auf die Landschaft.
 
Am Tage haben wir den 100er-APM-Bino für die Naturbeobachtung genutzt.
         

Einer der Beobachtungsplätze auf Rooisand.
 
Der 16-Zoll-Dobson wird für die Beobachtung vorbereitet.
 
Die Sonnenuntergänge sind ein Erlebnis für sich.

Wenn wir am Abend vor die Tür traten, ging der erste Blick natürlich unmittelbar zum Himmel. Sofort fielen uns das Kreuz des Südens und der Kohlensack (Dunkelwolke) auf. Knapp über dem Gamsberg standen die beiden Magellanischen Wolken. Die hatte ich nicht so groß erwartet. Der Horizont war unerwartet klar, so dass die Sterne beim Auf- und Untergang in ihrer Helligkeit kaum getrübt wurden. Die tiefe Dunkelheit war ungewohnt für mich und ich schaute immer wieder zum Boden, um nicht zu stolpern.
In der ersten Nacht wollte ich mich vornehmlich orientieren und hatte mir einen 100er-APM-Bino zur Beobachtung der Milchstraße gewählt. Die bekannten Sternbilder der Nordhemisphäre standen auf dem Kopf, Orion lag auf der Seite, knapp über dem Horizont. Die erste Orientierung fiel mir daher nicht leicht. Das Bino zeigte unglaubliche Details in der Milchstraße, deren Zentrum fast im Zenit stand. Immer wieder hatte ich Schwierigkeiten, mich an den Sternbildern des Südhimmels zu orientieren. Für die folgenden Nächte hatte ich mir einen 16-Zoll Gitterrohrdobson und die Ethos-Okularserie zum Beobachten ausgesucht. Hier zu Hause beobachte ich mit einem 150er Refraktor und einem 14-Zoll Gitterrohrdobson. Der Leistungsunterschied zwischen den beiden Dobson ist technisch nicht sehr groß. Umso imposanter war es für mich, die bekannten Objekte wie Sombreronebel (M104 in der Jungfrau) oder den Omeganebel (M17 im Schützen) zu beobachten. Beide stehen in unserer Region leider nicht sehr hoch über dem Horizont. Aber gerade der Omeganebel ist unter dem südlichen Himmel im Vergleich dazu eine Wucht. Die Zentralregion erschien dreidimensional und erinnerte mich an das Gehäuse einer Köcherfliege, auf das man schräg von der Öffnung her blickt. Fast gesichtsfeldfüllend. Ebenso der Kugelsternhaufen Omega Centauri. Bei 140-facher Vergrößerung fast gesichtsfeldfüllend und aufgelöst bis ins Zentrum. Sehr beeindruckend. Eta Carinae in der Milchstraße zeigte viele Details. Es wechseln sich Dunkelwolken und gasgefüllte Regionen ab. Die Gaswolken zeigten viele Schattierungen, erschienen stellenweise aufgebläht und an anderen Stellen wieder eingeschnürt. Dazwischen immer wieder helle Sterne. Die Dunkelwolken verstärken anscheinend den Kontrast der grauschattierten Gaswolken. Mit dem UHC-Filter traten zusätzliche Details auf. Gigantisch. Ähnlich war es mit dem Tarantelnebel in der GMC. In der Zeichnung ist mir die Wiedergabe leider nicht in allen Details gelungen. Das war eine Herausforderung, wie ich sie bisher beim Zeichnen nicht kannte.


Kugelsternhaufen, M80, 7m2, im Stb. Sco
  
Tarantelnebel, NGC 2070, 8m3, im Stb. Dor
  
Galaxie Centaurus A NGC 5128, 6m8, im Stb. Cen

Alle Zeichungen sind am 16-Zoll-Dobson bei 140-fache Vergr. entstanden

Da ich die Objekte per Starhopping aufgesucht hatte, mußte ich mich immer wieder mit bloßem Auge am Himmel orientieren. Manchmal habe ich mich dann im Stuhl auch einfach zurück gelehnt und den Anblick der hellen Milchstraße genossen. Dabei habe ich immer auch helle Sternschnuppen des Meteorstroms Eta Aquariden über den Himmel huschen sehen. Einige davon waren so groß und hell, dass sie zerplatzten. Das Zodiakallicht konnte ich ebenfalls abends und morgens gut beobachten. In der Morgendämmerung war durch die gute Horizontsicht sogar der Erdschatten als graues Band sichtbar. Die Venus tauchte beim Aufgang am Morgen hinter den Bergen so hell auf, wie nach einer Bedeckung durch den Mond.
Das Essen wurde auf der Gästefarm unterm großen Strohdach serviert und bestand immer aus einem reichhaltigem Buffet. Die Oryxhackbällchen haben mir am besten geschmeckt. Die Familie und Gäste sitzen alle an einem Tisch. Dadurch hatten wir viele interessante Gespräche und konnten viel über das Land und die Leute erfahren. Wir sind als Gäste gekommen und nach einer Woche als Freunde wieder abgereist. Es war eine sehr beindruckende Reise für mich unter einem wunderbaren Sternenhimmel.

Die Teleskope vermietet die Fa. DeepSkySafaris und vermittelt die Unterkunft mit Verpflegung auf der Rooisand Desert Ranch